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Starkes Nachfolge-Tandem in der Corona-Krise

Alexander Koeberle-Schmid • Jan. 30, 2022

Was gerade jetzt von Nachfolgern und Übergebern gefordert wird

SARS-CoV-2/COVID-19 bestimmt das öffentliche Leben in Deutschland und der Welt. Und während der Fokus richtigerweise auf dem Wohlergehen der Menschen liegt, rücken zunehmend auch die Auswirkungen auf das Geschäftsumfeld in den Vordergrund. Die drohende Rezession, Ungewissheit und Angst, wie und ob es weitergeht – Entscheider und Führungsteams stehen vor einer Bewährungsprobe. 


Für Familienunternehmen im Generationenübergang ist die heutige Situation eine besondere Herausforderung. Jetzt muss das Tandem aus Senior* und Junior* gemeinsam Stärke zeigen. Sechs Empfehlungen, auf was aus Nachfolge-Sicht zu achten ist.


Konflikte gehören jetzt erst recht hinter verschlossene Türen


Grundsätzlich ist es wichtig, dass Übergeber und Nachfolger abgestimmt gegenüber der Belegschaft auftreten. Dazu braucht es Verhandlungen hinter verschlossenen Türen, vor allem bei Konflikten. Nachfolgetandems sollten sich gerade jetzt noch intensiver austauschen, auch wenn das unter den aktuellen Rahmenbedingungen erschwert möglich ist. Ratsam sind (mehrmals) täglich Videokonferenzen und Telefonate, um gemeinsam Entscheidungen zu treffen – und diese dann einstimmig zu kommunizieren –, damit es in dieser Zeit erst gar nicht zum Konflikt zwischen Senior und Junior kommt.


Noch mehr reden


Das Tandem sollte die Vorteile eines Familienunternehmens gerade jetzt in die Mannschaft kommunizieren. Dass die geschäftsführenden Gesellschafter in Generationen denken, dass sie in der (langen) Geschichte bereits einige Krisen erfolgreich bewältigt haben, dass der Nachfolger sich darauf festlegt, das Unternehmen auch an seine Kinder übergeben zu wollen – all das vermittelt den Mitarbeitern Sicherheit. Der Senior als Stabilitätsanker, der Junior als Treiber, mit der Krise zukunftsorientiert umzugehen. Und wenn es zum Worst-Case kommt, die Lage existenzgefährdend wird und Einschnitte unvermeidbar sind, ist es besser, aufrichtig und ehrlich gegenüber den Mitarbeitern, Lieferanten und Kunden zu sein. Das muss kombiniert werden mit einem positiven „Wir schaffen das!-Mindset“. Dann wird jeder auch gewillt sein, einen beträchtlichen Beitrag zur Bewältigung der Krise zu leisten. 


Fehlentscheidungen noch schneller revidieren


Zum Unternehmertum gehört es, selbstbewusst Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie falsch sein können. Eine Entscheidung kann jederzeit revidiert werden. Doch das erfordert Einsicht und den Willen zur Korrektur. Gerade jetzt müssen Unternehmer, Senior und Junior, allein oder gemeinsam getroffene Fehlentscheidungen noch schneller revidieren, um zu überleben. Das bedeutet auch, vielleicht gerade jetzt eine eingeschlagene Strategie über Bord zu werfen, die in der Vergangenheit nicht den erwarteten Erfolg gezeigt hat – auch wenn das schmerzhaft ist. Betrifft das eine strategische Fehlentscheidung des Nachfolgers, braucht er jetzt vermehrt die Rückendeckung seines Vorgängers. 


Sich gegenseitig noch intensiver Rückendeckung geben


Rückendeckung ist auch vom Nachfolger gefordert: Der Senior muss sich darauf verlassen können, dass der Junior ihn nicht desavouiert. Und wenn Mitarbeiter mit Fragen, Problemen und Vorschlägen parallel auf Senior und Junior zukommen, ist gerade jetzt besondere Sensibilität gefordert. Ganz praktisch heißt das: Wenn der Vorgänger von einem Mitarbeiter gefragt wird, wie dieser agieren solle, dann sollte der Senior fragen, was der Nachfolger angeordnet habe und dann genau das einfordern. Hat der Junior noch keine Entscheidung getroffen, sollte der Senior erwidern, dass er nach Absprache mit dem Nachfolger mit der Entscheidung auf ihn zukommen werde. Das gilt natürlich auch anders herum, also wenn ein Mitarbeiter auf den Nachfolger zukommt.


Zeitplan weiterhin genau einhalten


Wenn ein konkreter Zeitplan für den kompletten Verantwortungsübergang von Vorgänger auf Nachfolger vereinbart ist, so sollte er auch weiterhin eingehalten werden, außer der Junior sagt: „bleibe noch“. Wenn der Senior das Timing nicht einhalten möchte, kann das vielleicht daran liegen, dass er seinem Nachfolger das Managen der Krise nicht zutraut oder dass er sich selbst als unerlässlich ansieht. Für den Nachfolger ist die aktuelle Krise gerade eine Chance, wenn er genügend Freiraum vom Vorgänger bekommt, zu beweisen, dass er wirklich das Zeug zum Unternehmer hat. So reift er in kurzer Zeit, erreicht die Gefolgschaft der Mitarbeiter und ist gewappnet für Zeiten, wenn er nicht mehr auf die Expertise des Vorgängers zurückgreifen kann. 


Familie noch mehr gewinnen für die bevorstehende Zeit


Gerade die Nachfolgetandems, Senior und Junior, die mit den weiteren Gesellschaftern gemeinsam eine Nachfolgestrategie oder Familienverfassung erarbeitet haben, besitzen damit einen Stabilitätsanker. Denn sie können sich sicherer sein, dass die Inhaber hinter ihnen stehen und eher gewillt sind, zum Beispiel auf ihre Dividenden zu verzichten, um das Unternehmen zu stabilisieren. Um die Familie noch besser auf die schwierige Zeit vorzubereiten, folgende Tipps:


  • Informieren Sie Ihre Gesellschafter durch regelmäßige schriftliche Updates, detailliert und zwei-, ggf. sogar wöchentlich auch über die Entwicklung der Finanz-, Ertrags- und Liquiditätslage
  • Erklären Sie die Hintergründe, verdeutlichen Sie Ihre Maßnahmen in Videokonferenzen
  • Führen Sie außerordentliche Telefon- bzw. Video-Beiratssitzungen durch
  • Bitten Sie den Familienrat, die ihnen nahestehenden Familienmitglieder zu informieren
  • Bereiten Sie die Familie vor, dass es vielleicht einen krisenerfahrenen Interim-Manager braucht.


Coaching in der aktuellen Zeit


In unseren Coaching-Sessions mit Nachfolgern, die gerade allesamt per Telefon oder Video stattfinden, gehen wir vermehrt auf die genannten Themen ein. So entwickeln Nachfolger für sich passende Wege, um in dieser Krise noch fester im Sattel zu sitzen. Sie schätzen gerade jetzt, in der operativen Hektik und im täglichen Aktionismus, in 1,5-Stunden Sessions in Ruhe neue Perspektiven und Sichtweisen zu entwickeln, um die nächsten Schritte besonnen zu gehen. Sprechen Sie meine Kollegen und mich an, wenn Sie mehr erfahren wollen. 


*Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht. 

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