Damit der Senior sich nicht mehr einmischt
Wie Nachfolger ihre Vorgänger bei der Übergabe unterstützen können

Neulich berichtete auf einer Familienunternehmens-Konferenz ein Nachfolger von der Zusammenarbeit mit seinem Vorgänger, sinngemäß: „Mein Vater wird im August 72. Er ist noch sehr fit. Das ist auch wirklich schön. Und eigentlich arbeite ich sehr gerne mit ihm zusammen. Wir sind beide Geschäftsführer. Als ich einstieg, vor 17 Jahren, hat er gesagt, dass er maximal bis zu seinem 70. Lebensjahr arbeiten wolle. Irgendwie wäre es jetzt an der Zeit, dass ich alleine bzw. zusammen mit den beiden Fremdgeschäftsführern entscheiden könnte.“
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Können und Wollen dem Übergeber zeigen, damit dieser Verantwortung übergibt
Die Zeit des Zwei-Generationen-Tandems gestaltet sich meist so: Zum Einstieg der Nachfolgerin hat der Übergeber noch die meiste Verantwortung. Doch das ändert sich über die Jahre. Mit der Tatsache, dass die Nachfolgerin Führungs- und Ergebnisverantwortung erfolgreich gezeigt hat, sie ihr Können und Wollen bewiesen hat, sollte auch der Senior mehr und mehr Verantwortung übergeben. Doch das ist einfacher gesagt als getan. Unternehmerisch tätig zu sein ist oftmals zu schön, um es einfach sein zu lassen.
Nun kann der Nachfolger den Übergeber zum Loslassen auffordern. Dieser Appell wird vielleicht ins Leere laufen. Dann stellt sich die Frage: Was kann der Nachfolger dazu beitragen, dass es dem Senior einfacher fällt, zu übergeben, seinzulassen, loszulassen?
Ideen für Nachfolgerinnen und Nachfolger, um die Seniorin, den Senior beim Loslassen, Seinlassen, Übergeben zu unterstützen
Nachfolgerinnen und Nachfolger sollten der Übergeberin, dem Übergeber zeigen, dass sie die Firma führen können und wollen. Dadurch erhält die übergebende Generation hoffentlich die Sicherheit, dass sich die Firma in guten Händen befindet. Und dann können Nachfolgerinnen und Nachfolger darüber nachdenken:
- Dem Unternehmer eine neue Tätigkeit außerhalb des Unternehmens suchen (z. B. Verbandstätigkeit, Beiratstätigkeit, Business Angel). Hier ist der Maßstab, dass die Tätigkeit Sinn stiftet und produktiv ist.
- Der Unternehmerin einen Beratervertrag anbieten. Eine Kondition sollte sein: die Beratungsleistung muss vom Nachfolger aktiv nachgefragt werden und darf nicht unaufgefordert sein.
- Einen Beirat oder Aufsichtsrat installieren, der als Beratungs- und Kontrollgremium agiert, dem der Übergeber angehört, nicht zwingend als Vorsitzender.
- Gemeinnütziges Engagement starten und der Übergeberin dafür die Verantwortung übertragen.
- Die Mutter und Ehefrau aktivieren, damit der Übergeber mit ihr Zeit verbringt, auf Reisen geht.
- Die Altersversorgung mit der Übergeberin klären und diese unabhängig vom Unternehmenserfolg organisieren.
- Die regelmäßige Informationsversorgung des Übergebers sicherstellen und klären, wer, wann welche Entscheidungen trifft. Bei folgenden Themen den Übergeber einbinden: großen Personalentscheidungen, Marken-Themen, Betriebsfeiern und Neubauten.
- Mit der Übergeberin einen genauen Übergabezeitpunkt und entsprechende Symbole der Nachfolge vereinbaren (Chef-Durchwahl, Parkplatz Nr. 1, Ansprache vor allen Mitarbeitern, etc.), damit jeder weiß, wann und wer der nächste Chef ist.
- Mit dem Vorgänger nachsichtig sein, denn er verliert durch die Übergabe viel.
- Und wenn das alles nicht hilft: Stellen Sie ein Ultimatum und sagen Sie „Du kannst es ohne mich viel besser!“